"Wenn die Bienen verschwinden, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben; keine Bienen mehr, keine Pflanzen, keine Tiere, keine Menschen mehr."

 

In dieser oder ähnlicher Form (es gibt mehrere Varianten) wird diese apokalyptische Aussage Albert Einstein zugeschrieben und oft zitiert. Allerdings fehlt offenbar jeglicher Beleg dafür, dass Einstein etwas auch nur oberflächlich Ähnliches jemals gesagt hat. Man muss das "Zitat" daher in seinem Ursprung als Fälschung und in weiterer Folge als Irrtum einstufen. Beides wird durch häufiges Wiederholen auch nicht besser.

 

Ganz abgesehen davon ist die Aussage inhaltlich falsch. Die wichtigsten Nahrungspflanzen der Menschheit - Reis, Weizen, Kukuruz und Erdäpfel - sind von einer Bestäubung durch Bienen unabhängig, weil sie entweder windbestäubt sind oder durch ihre Knollen vermehrt werden. In Nord- und Südamerika sowie in Australien waren Honigbienen ursprünglich nicht heimisch. Die Menschen dort haben jahrtausendelang ohne Honigbienen gelebt.

 

Eine aktuelle Untersuchung legt außerdem nahe, dass selbst im Hinblick auf insektenbestäubte Nutzpflanzen die Bedeutung der Honigbiene gegenüber den vielen anderen blütenbesuchenden Insekten lange Zeit überbewertet wurde (Garibaldi L.A. et al. 2013: Wild Pollinators Enhance Fruit Set of Crops Regardless of Honey Bee Abundance. Science 399: 1608-1611). Alleine in Österreich leben 600-700 verschiedene Wildbienenarten, die alle ihren Beitrag zur Bestäubung der Pflanzen leisten.

 

Was man allerdings nicht übersehen darf: Wo die Honigbiene nicht mehr oder nur dank der Bemühungen des Imkers leben kann, stimmt etwas ganz grundlegend nicht mit unserer Kulturlandschaft. Die Allgegenwart landwirtschaftlicher Gifte ist für uns Menschen schädlich, egal ob wir nun auf die Honigbiene angewiesen sind oder nicht.